Der Geruchs- und Geschmacksverlust

von Ursula Stoll

Der Geruchs- und der Geschmackssinn sind eng miteinander verbunden und wirken in aller Regel zusammen. Seit Corona wird der Verlust dieser Sinne als ein typisches Merkmal von Covid-19 gewertet. Das ist aber nicht richtig, denn diese Symptome gibt es schon solange, wie die Menschheit existiert.

Beide Sinne werden zusammengefasst als die „chemischen Sinne“ bezeichnet, weil sie durch chemische Stoffe (z.B. Duftstoffe, Aromen, Geschmackssubstanzen) aktiviert werden. Der Mensch ist im Stande einige tausend verschiedene Düfte zu unterscheiden. Gerüche können kilometerweit von Tieren (und auch von Pflanzen) übermittelt werden. Unter anderem ist die Aufgabe des Geruchssinns, Informationen über die Nahrung zu erhalten, d.h. ob sie bekömmlich ist oder nicht. Mit all den Geschmacksverstärkern, Stabilisatoren und Emulgatoren ist es heutzutage für den Menschen schwierig geworden zu „riechen“, ob eine Speise in Ordnung ist oder nicht. Spätestens beim Essen wird der Geschmackssinn erkennen, ob die aufgenommene Nahrung genießbar ist. Wenn nicht, aktiviert der Organismus den Würgereflex und/oder die Darm-Peristaltik, um den ungenießbaren Brocken loszuwerden.

Gerüche wecken Erinnerungen an Begebenheiten, Personen und Orte. Sie vermitteln auch Informationen über Menschen, die man riechen oder nicht riechen kann. Außerdem beeinflussen Düfte unser Sexualverhalten, Lust und Unlust-Gefühle.

Der Geschmackssinn wird durch das Zusammenspiel mit dem Geruchssinn und weiteren Sinnesqualitäten (z.B. Temperatur- und Tastsinn) wahrgenommen.

Der Geruchs- und Geschmacksverlust Außerdem wird über den Geschmacksinn die Speichel- und Magensaftproduktion aktiviert. Schon allein die Vorstellung an leckere Nahrung lässt das Wasser im Mund zusammenfließen. Beispielsweise kann man über den Geschmack „sauer“ unreife Früchte und sauer gewordene Speisen erkennen. Über den Geschmack „süß“ können wir kohlenhydrathaltige Nahrung (wichtigster Energielieferant) wahrnehmen und ein bitterer Geschmack warnt uns vor giftigen Stoffen in Pflanzen oder Pilzen.

Fazit: Wer schlecht riecht, kann auch nicht gut schmecken, weil der Geruchs- und der Geschmackssinn zusammenarbeiten. Dennoch ist es möglich nur den Geschmack einzubüßen oder nur den Geruchssinn zu verlieren. Die Unterscheidung ist dennoch für den Betroffenen schwierig, weil man mit einem schlechten Geruchssinn auch weniger schmeckt und umgekehrt.

Zu einem Verlust oder zu einer Herabsetzung des Geruchs- und des Geschmacksinns kommt es häufig durch eine Schwellung an der Riechschleimhaut im Rahmen eines Schnupfens. Aber auch traumatische Schäden an der Nasenschleimhaut, z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma, durch einen Test, der den Riechkolben verletzt, oder durch einen Schlag auf den Kopf, usw. können zum kompletten Geruchs- und damit Geschmacksverlust führen. Nasenpolypen oder Verkrümmungen an der Nasenscheideschwand können ebenfalls den Geruchssinn zum Erliegen bringen, da die eingeatmete Luft auf ihrem Weg zur Riechschleimhaut behindert wird.

 

Ebenfalls können zahlreiche Medikamente Geruchsstörungen oder einen kompletten Geruchsverlust auslösen.

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