"Keine Lehre bringt uns zurück, was einmal verloren wurde. Zur Umkehr hülfe allein die innere Lebenswende, die zu bewirken nicht im Vermögen von Menschen liegt.
Wir sagten oben, die alten Völker hätten kein Interesse gehabt die Natur durch Versuche zu erspähen, sie in Maschinen hineinzuknechten und listig durch sich selbst zu besiegen; jetzt fügen wir hinzu, sie hätten es als Verruchtheit verabscheut. Wald und Quell, Fels und Grotte waren für sie ja heiligen Lebens voll; ...
Fremd geworden den planetarischen Strömen, sieht der heutige Mensch in alledem nur kindlichen Aberglauben. Er vergißt, daß die deutenden Phantasmen verwehende Blüten waren am Baum eines Innenlebens, welches tieferes Wissen barg als all seine Wissenschaft: das Wissen von der weltschaffenden Webekraft allverbindender Liebe.
Nur wenn sie in der Menschheit wiederwüchse, möchten vielleicht die Wunden vernarben, die ihr muttermörderisch der Geist geschlagen."
Ludwig Klages, Mensch und Erde, 1913
Der Mensch ist ein sich unentwegt frei bildendes Subjekt, eingebunden in und sich orientierend an der gegebenen Struktur des Lebens - der Wirklichkeit. Es ist sein natürliches Wesen, das die für jeden optimale Entfaltung ermöglicht. Nur wenn diese Fähigkeit durch Fremd-Bildung systematisch blockiert und behindert wird, kommt es zu den katastrophalen Zuständen, die unsere Zivilisation eigen sind.
Die Gewährleistung einer "freien Bildung" also eines freien "Sich-Bildens" gibt jeden Menschen die Möglichkeit nicht aus dem Fokus des Lebens abgedrängt zu werden und falls es durch Beschulung und Erziehung schon geschehen ist, diesen Fokus wieder zu erreichen und zu ergreifen.
Sie ist die Grundlage für eine gesunde und lebendige Entfaltung jedes Menschen und damit der gesamten Gemeinschaft. Wir bevorzugen den Begriff Entfaltung oder Sich-Entfalten im Gegensatz zu Entwicklung, denn dieser Begriff suggeriert eine Minderwertigkeit eines Menschen, dem man durch einen Lernprozess zu etwas Höherwertigen bildet. Das entspricht nicht der Realität des Lebens.
Die Verschulung in unserer Gesellschaft ist mehr oder weniger eine Dressur für die vernutzende Gesellschaft und verhindert damit die freie Selbstbildung und Entfaltung des Menschen.
Im Ergebnis dieses Prozesses haben wir in unserer Gesellschaft den Menschen, der ständig eine Autorität, den Experten also einen Betreuer braucht, da er seine eigene Orientierung und Bindung verloren hat. Dieser Massenmensch unserer Tage ist zwar sehr belehrt aber leider nicht gebildet.
"Zwar ist die Kritik an der Schule so alt wie die Institution selbst; diese Kritik war allerdings selten mehr als ein modisches Thema, so wie das Wetter, die skandalösen Liebesbeziehungen oder das Geld... Fast ließe sich sagen, diese nutzlose Kritik ersetze die Bereitschaft, dem eigentlichen Problem der Schule wirklich und radikal zu begegnen! Wäre erkannt worden, daß die immerzu beklagten Nöte der Schule systemimmanent und deshalb nicht durch Reformen aufzuheben sind, ..."
Bertrand Stern "Nachdenkliches über die Bildungsrepublik" S. 73/74
„Ein Forscher – gleichgültig welchen Gebietes – glaubt, für ein seit zwei Jahrtausenden umworbenes Problem die bis dahin nie gesehene Lösung gefunden zu haben.
Er veröffentlicht sie, bringt mit der Zeit immer überzeugendere Gründe und Bestätigungen, hält vor wissenschaftlichen und gemischten Auditorien Vorträge darüber, widmet ihr ein Sonderwerk, das alle Voraussetzungen und Folgen bis ins einzelne durchspricht, und muss die merkwürdige Erfahrung machen, dass nach rund vier Jahrzehnten die Zeitgenossenschaft nichts davon gehört hat, die zur Nachprüfung verpflichteten „Kollegen“ nichts davon gehört zu haben scheinen.“
aus „Die Sprache als Quell der Seelenkunde“, Ludwig Klages, 1948
"Das Schlimme aber ist, daß alles Denken zum Denken nichts hilft; man muß von Natur richtig sein, so daß die guten Einfälle immer wie freie Kinder Gottes vor uns dastehen und uns zurufen. da sind wir -"
Eckermann, Gespräche mit Goethe
"Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr´n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Johann Wolfgang Goethe, Faust, der Tragödie Erster Teil