"... der Scharfsinn des Tatsachendienstes verkehrt sich in seelenverneinenden Stumpfsinn, wann immer es seine Recheneinheiten emporschraubt zu Wirklichkeiten"
Ludwig Klages
Der Mensch hat außer dem archaischen Erfassen der Welt (Intuition, Instinkt) die Gabe des rationalen Erfassens der Welt. Diese Fähigkeit der Rationalität ist eine Gabe, die den Menschen gegenüber allen anderen Lebewesen auszeichnet.
Diese beiden Befähigungen, wenn sie als sich ergänzende Fähigkeiten in Einheit gebraucht werden, sind kein Grund, dass sich der Mensch aus der Einheit mit der Natur durch abstrakte Weltbilder herauslöst.
Die Fähigkeit der Rationalisierung, kann also nicht allein die Ursache für das Herausfallen aus der Geborgenheit des organismischen Lebens und die sich daraus ergebenden Folgen sein.
Erst eine Überbetonung der Ratio und die Minimierung des archaischen Erfassens konnte zu diesen zivilisatorischen Nöten führen. Bevor wir jetzt vorschnell die Frage nach der Behandlung stellen, die sich dann nur auf ein Bekämpfen der Symptome beschränkt, muß die Frage nach der Ursache gestellt werden.
Aus den Erkennen der Fünf Biologischen Naturgesetze und besonders durch die Beobachtungen bei den Großhirn-Konstellationen ist belegt, dass es biologische Konflikte gibt die genau dieses Phänomen - Überbetonung der Rationalität - zwangsläufig hervorrufen. Diese Bedingtheiten sind aber organismisch-sinnvoll auf die einzelnen Lebewesen ausgerichtet und erklären allein nicht das zivilisatorische Erscheinungsbild. Hier müssen soziale Verhältnisse eine Rolle spielen, die diese Erscheinungsformen für ganze Gesellschaften zu einer Bedingtheit machen. Hier gibt es eine Arbeits-Hypothese von Gerhard Bott in seinem Buch "Die Erfindung der Götter - Essays zur politischen Theologie" , die dafür eine logische Erklärung liefert und gleichzeitig aus den vorher erwähnten Erkenntnissen gestützt wird.
Die Anwendung des Maschinenmusters auf soziale und staatliche Organisationsformen wurde hauptsächlich durch Mumford und den Begriff der "Megamaschine" geprägt. Als Beispiel diente ihm die Organisation der "Arbeitsmaschine" zum Pyramidenbau der Pharaonen. Es zeigt sich, dass schon lange vor der Herstellung einer realen Maschine, die Menschen eine organisatorische Maschinenlogik entwickelten und bei der Organisation ihrer Gesellschaften anwandten.
Was ist der Hintergrund?
Eine organisatorische Ordnung ist allem Leben immanent und deren Funktion garantiert den Erhalt und die Entfaltung des Lebens für die Art, die Gruppe und jedes Einzelnen darin. Das ist die natürliche Ordnung für alle Lebewesen.
Wie es in den Forschungen zur Geschichte der Menschheit immer deutlicher zum Ausdruck kommt, begann vor ca. 6.000 - 7.000 Jahren eine Auflösung dieser Ordnung in der menschlichen Gemeinschaft über deren eigentliche Ursache immer noch spekuliert wird.
Erst durch die Auflösung dieser natürlichen Ordnung entsteht die Möglichkeit, dass die oben genannten maschinen-logischen Organisationsformen den Menschen aufgeprägt werden. Damit verbunden ist die Schaffung eines Machtraumes und die Errichtung von Herrschaftsstrukturen.
Die Intelligenz (intel-legere) ist eine Fähigkeit des Geistes der den Menschen befähigt Unterscheidungen zu setzen. Sie wurde durch die Betonung des maschinen-logischen Denkens beim Menschen im Laufe der Zeit immer dominierender. Diese Art des Denkens wird benutzt um eine Beherrschung von Abläufen zu installieren.
Sie beginnt mit der Auflösung der natürlichen Gemeinschaften immer stärker das Denken und Handeln des Menschen zu prägen und ist damit Grundlage der Schaffung und Teilhabe von Macht.
Diese Tätigkeit des Unterscheidens innerhalb eines Systems kann scheinbar über Rechenleistung auf Maschinen übertragen werden und damit eine dem Menschen angeblich überlegene Künstliche Intelligenz geschaffen werden. Sie hat aber nichts mit einem lebenden menschlichen Wesen gemein. Keine Maschine kann mehr hervorbringen, als sie aufgenommen hat.
Aber die hervorragende Eigenschaft oder Wunder des Lebens besteht darin, das jedes Lebewesen mehr und etwas anderes hervorbringen kann, als es aufgenommen hat. Das ist freie Entfaltung des Lebens.
Die Überbetonung der Intelligenz führt uns in Machträume und erstickt das Leben.
"Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr´n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Johann Wolfgang Goethe, Faust, der Tragödie Erster Teil