"Diese Spaltung der Gesellschaft entwickelt sich zu einem Kulturkampf, der mitunter schon Züge einer Vorstufe zum Bürgerkrieg annimmt. Die damit einhergehende Überhitzung
der sozialen Atmosphäre mündet in eine politische Klimakatastrophe. Und diese ist garantiert menschengemacht. Doch damit gerät genau das aus dem Blick, was beim Thema Energie und Umwelt eigentlich diskutiert werden müßte: ob nämlich ein Zusammenhang zwischen zivilisationsbedingtem
CO₂-Anstieg in der Luft und der globalen Erwärmung der einzige Grund dafür wäre, Auswege aus der Wachstumsabhängigkeit
unserer wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systeme anzubahnen?
Ob der stetig wachsende Verbrauch von Energie und Ressourcen überhaupt mit einer nachhaltigen Lebensweise auf einem
endlichen Planeten vereinbar ist? In beiden Lagern wird die Vorstellung geteilt, daß das Niveau des heutigen Energieverbrauchs mindestens gehalten, eigentlich aber weiter erhöht werden müsse. Hier meinen dann lediglich die einen, daß der durch »Dekarbonisierung« einzusparende Anteil durch »erneuerbare« Energieträger vollständig ersetzt werden müsse; während die anderen glauben, man könne auf eine solche Energiewende verzichten und in gleichbleibendem oder wachsendem Umfang weiterhin fossile Energieträger verheizen.
...
Eine wahre Energiewende wird weder von jenen überangepaßten Mitläufern ausgehen, noch von denen, die solchen absurden Bekenntnisdruck aufbauen. Sie wird nur gelingen, wenn sie zugleich als eine Befreiung empfunden wird; wenn sie die kreativen
Kräfte zu mobilisieren vermag, um freiwillig und rechtzeitig den Weg zu einer krisenfesten Niedrigenergietechnik einzuschlagen.
Wo der Ausweg aus dem – auch das soziale Klima gefährdenden – Wachstumswahn liegt, hat Ivan Illich schon vor über 40 Jahren aufgezeigt: »Es gibt zwei Wege zur Erreichung der technologischen Reife: der eine ist die Befreiung vom Überfluß; der andere die Befreiung vom Wunschtraum des Fortschritts. Beide Wege führen zu demselben Ziel: der sozialen Rekonstruktion des Raums, die jedem einzelnen die immer wieder neue Erfahrung vermittelt, daß dort, wo er steht, geht und lebt, der Mittelpunkt der Welt ist.«
..."
Michael Beleites
"Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr´n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Johann Wolfgang Goethe, Faust, der Tragödie Erster Teil